Fanafillah-Sommerbrief 2020
Liebe Leserin, lieber Leser
das ist unser Sommerbrief im Juni 2020. Fanafillah ist wieder geöffnet, die neue Wohnung eingerichtet, der Alltag etwas unkomplizierter. Dieser Newsletter ist ein Rückkehrergruss. Mit guten Vorsätzen und Sammelgut aus dem WWWunderland, Räucherwerk gegen allerlei, Erinnerungen an türkische Händlerfreunde, Ideen für schnelle Sommernachtsträume und mehr oder weniger wichtigen Erkenntnissen aus einer merkwürdigen Zeit.
Wir hoffen, Sie sind wohlauf, und wünschen Ihnen glückliche, sorglosere Sommertage!
Christina Ochsner Çanak und Necati Çanak
Vorsätze für den Sommer
Gute Vorsätze kann man immer fassen, nicht nur zum Jahresbeginn. Alte Gewohnheiten aufzubrechen, macht den eigenen kleinen Alltag meist etwas angenehmer und die grosse Welt vielleicht ein kleines bisschen besser. Hier unsere Vorschläge für den Sommer:
Mit weniger glücklich sein. Auf einer Parkbank ein Buch lesen. Weiterhin häufig die Hände waschen. Auf dem Markt einkaufen. Die einsame Nachbarin zum Grillfest einladen. Mehr Leitungswasser trinken. Versprechen halten. Über andere Nettes sagen. Wenns sein muss, eine Maske tragen. Die Hoffnung nicht aufgeben.
Unsere monatlichen Ideen für gute Vorsätze finden Sie jeweils in der Randspalte unter >Aktuell
Wir haben wieder einen Alltag
In den vergangenen Monaten verbrachten wir ein unsicheres, anstrengendes Leben zwischen «nicht mehr» und «noch nicht», «vielleicht nie mehr und «hoffentlich bald wieder». Mitte März mussten wir auf unbestimmte Zeit den Laden schliessen. Die Büroarbeit wurde ins Homeoffice verschoben, die Einkaufsreise abgesagt. Gleichzeitig verpackten wir einen 35-jährigen Haushalt in Kisten und Taschen. Während sechs Wochen mieteten wir die alte und die neue Wohnung parallel und tuckerten mit unserem kleinen Renault Modus täglich zwischen Enge und Wollishofen hin und her.
So aufwendig der Umzug auf diese Weise auch war: wir waren froh um eine klare Aufgabe und ein lohnendes Ziel - und waren abgelenkt von Corona-Sorgen aller Art. Unsere «Adoptivtochter» Nazlı hat uns mit Rat und Tat durch die struben Umzugswochen begleitet, Kisten und Möbel geschleppt, Essen vorbeigebracht, mit Helplines telefoniert, Tee gekocht und Einrichtungsideen besprochen. Wir danken ihr von Herzen, Allah razı olsun.
Jetzt leben wir einen neuen, vorsichtigen, fast normalen Alltag – und sind glücklich in unserem neuen Zuhause. Nach acht langen Wochen haben wir Fanafillah am 12. Mai wieder geöffnet. Mit Schutzkonzept und leicht reduzierten Öffnungszeiten, mit Achtsamkeit und grosser Freude. Es ist schön, wieder im Laden stehen zu können, Kundschaft zu empfangen, mit alten Bekannten zu plaudern und draussen in der Sonne Tee zu trinken.
Danke für Ihre Treue, Ihre besorgten Mails während des Lockdowns und Ihr Verständnis, wenn heute oder später das eine oder andere Produkt aus unserem Sortiment fehlt. Herzlich willkommen zurück!
Über die aktuellen Öffnungszeiten informieren wir unter >Spezielle Öffnungszeiten
Räuchern in gespenstischen Zeiten
Corona-Zeit war offenbar bei vielen unserer Kundinnen und Kunden auch Räucher-Zeit: In den ersten Wochen nach dem Lockdown verkauften wir erstaunlich viele Stäbchen und mussten häufiger als sonst unsere 10-Gramm-Säckchen mit Harzen, Hölzern und Pflanzenteilen nachfüllen.
Manche räucherten wohl gegen verborgene Ängste, zum beruhigenden Meditieren, zur Unterstützung von Familienritualen oder in der Hoffnung, gegen das Virus etwas ausrichten zu können. Die meisten hatten aber vermutlich einfach Lust auf neue Düfte in den vier Wänden, in denen sie sich mehr als sonst aufhielten. Wir hoffen, dass die Freude daran auch in der Nach-Corona-Zeit anhält.
Vergangene Woche konnten wir eine ganze Menge neuer japanischer Räucherstäbchen bestellen und erhielten endlich das schon fast verloren geglaubte Paket mit dem dringend benötigten Weihrauch, den der Bruder in Konya organisiert hat. Wir wären also für neue Räucherbedürfnisse gerüstet.
Mehr über die alte Tradition des Räuchern erfahren Sie in unseren Extraartikeln über >Eine archaische Kunst. Eine Liste unseres Angebots gibts unter >Produkte: Räucherwerk.
Sommerwwwunderland
Internet und Instagram halten unzählige Schätze bereit für Kulturjägerinnen, Wissenssammler, Weisheitstaucher und Vergnügenssuchende. Hier teilen wir unsere Beute der vergangenen Wochen mit Ihnen:
>www.irisluckhaus.de Die deutsche Illustratorin und Modedesignerin Iris Luckhaus hat die gängigsten Modelle für selbstgenähte Stoffmasken («community masks») sorgfältig verglichen und Vor- und Nachteile analysiert. Daraus hat sie eine optimierte Hybridmaske entwickelt, die sämtliche Nutzer-Bedürfnisse abdecken soll. Da sie unter anderem auch bei Vivian Westwood studiert hat, wird sie wohl wissen, was sie tut. Wir werden ihre >Anleitung jedenfalls ausprobieren.
>www.stefanie-morlock.de «Nur so halb» nennt die deutsche Fotografin Stefanie Morlock ihr Corona-Projekt. Sie fotografiert und interviewt dafür Menschen zu ihren Erfahrungen während der Pandemie und zu verloren gegangenen Teilen ihres alltäglichen Lebens.
>seoi.net/butterfly Zeitvertreib mit Flatterfreunden: Zeichnen Sie ins schwarze Feld mit einem einzigen Maus-Strich einen Schmetterling oder ein anderes, möglichst symmetrisches «Flugobjekt». Nach wenigen Sekunden löst sich die Figur aus dem Untergrund und gaukelt davon. Poetisch!
>How to grow Loofah Kaye Kittrell zeigt in einem zehnminütigen YouTube-Filmli, wie sie in ihrem Vorgarten in Los Angeles die Luffa-Kürbisse zieht, aus denen später vielseitig nutzbare Naturschwämme für Bad und Haushalt werden. Mehr über die praktischen Dinger lesen Sie in unserem Artikel >Luffa.
@onebouquetperday Juliane Solvang verwirklicht eine schlichte aber entzückende Idee: Sie sammelt jeweils von Mai bis Oktober täglich einen Wiesenblumenstrauss, arrangiert ihn liebevoll und fotografiert ihn vor ihren passenden Vintage-Kleidern. Dazu listet sie die Pflanzennamen in Englisch, Schwedisch, Deutsch und Lateinisch auf. Auch ihre Website >www.julianesolvang.com ist einen Besuch wert.
@inatinygarden In ihrem winzigen Garten zieht eine junge Londonerin Gemüse und Blumen und berichtet davon begeistert in ihrem Instagram-Account. Inspirierend und lehrreich.
@zennup1844 Das Restaurant Zennup im türkischen Bursa veröffentlich auf seinem Instagram-Account nicht nur Appetit anregende Bilder und Kurzvideos, sondern auch grosszügig die dazu gehörigen Rezepte. Sie sind zwar in Türkisch, sollten sich mit moderner Technik aber übersetzen lassen. Afiyet olsun!
Was wir zwischendurch an Interessantem im Netz entdecken, verlinken wir für Sie an passender Stelle auf unserer Website. In unserem >Kulturkalender finden Sie Hinweise auf Konzerte, Ausstellungen und Filme mit orientalischer Thematik im In- und Ausland. Vierzehn thematisch geordnete >Linklisten führen zu Musik, Tänzerinnen, Foodblogs, Restaurants, Museen, Websites von Freunden etc.
Unseren eigenen Instagram-Account finden Sie unter >www.instagram.com/fanafillah_zurich bzw. @fanafillah_zurich, die Website unter >www.fanafillah.ch. Schauen Sie doch mal rein.
Unsere Händler
Unsere Einkaufsreise im April fiel - wie so vieles - dem Lockdown hier und dort zum Opfer. Drum können wir Ihnen an dieser Stelle auch nicht wie gewohnt über unsere Abenteuer berichten oder Bilder zeigen. Ein bisschen von unseren Händlern erzählen möchten wir aber trotzdem. In den vielen Jahren sind sie nämlich nicht nur einfach Ladenbesitzer geblieben, denen wir etwas abkaufen, sondern Freunde geworden, die wir wirklich vermissen.
Zu Alper gehen wir, wenn wir neue Kopftücher oder Bettsocken brauchen. Vor allem aber sind wir gerne bei ihm (vgl. Foto), weil man mit ihm über Gott und die Welt diskutieren kann und er ein ganz feinsinniger Mensch ist. Einmal hat er uns ganz verzückt einen kleinen Baumzapfen gezeigt, den er im Hosensack trägt, um immer wieder über die Wunder der Natur staunen zu können.
Ahmet kennen wir bereits seit über zwanzig Jahren und fühlen uns ihm verbunden als wären wir Onkel und Tante. Er war als junger Bursche bei unserem Münzentuch-Händler Mehmet angestellt, hat sich dann hochgearbeitet und betreibt unterdessen ein eigenes Geschäft. Wir beziehen Gebetsteppiche, Kissenhüllen, Decken und Schals von ihm, und er sorgt dafür, dass unsere vielen Transportkisten auch wirklich bei uns in Zürich ankommen. Wir lieben seine Zuverlässigkeit, seinen umwerfenden Humor und seine lustigen Anekdoten aus dem Basar, die er uns jeweils bei Tee oder Kaffee erzählt.
Emin führt in einem versteckten Hinterhof des Grossen Basars eines der grossartigsten Geschäfte für zentralasiatische Textilien. Kelims, Suzanis oder Ikatstoff am Meter importiert er direkt aus Usbekistan und verarbeitet sie zu neuen Produkten wie Kissen, Patchworkdecken, Täschchen oder Wandbehängen. Seine Fachkenntnisse und Fantasie beeindrucken uns ebenso wie seine stille Bescheidenheit und Menschlichkeit. Nicht selten nimmt er mit seiner Familie irgendwelche Nachbarn zum Grill-Picknick mit, die sich selber kein Fleisch leisten können.
Liebe Freunde in Istanbul und Konya: Wir freuen uns auf ein Wiedersehen, hoffentlich im Herbst. Passt auf Euch auf und bleibt gesund!
Mehr über unsere Händler und Produzentinnen erzählen wir Ihnen in unserem Artikel >Die Menschen hinter unseren Waren
Expresssommernachtsträumli
Unser derzeitiges Lieblingsdessert: Früchte mit Glacé und einem Topping. Nicht unbedingt orientalisch, aber schnell gemacht und deshalb praktisch für unerwarteten Besuch oder bei Erschöpfungszuständen aller Art. Ein paar Packungen mit Basis-Eiscrèmes stehen deshalb immer im Tiefkühler. Am besten Saures mit Süssem kombinieren. Fein sind zum Beispiel:
• Blaubeeren mit Frozen Joghurt und Mandelsplittern
• Erdbeeren mit Vanilleeis und Kardamom oder schwarzem Pfeffer
• heisse Himbeeren oder (Sauer-)Kirschen mit Schokoladeglacé und Schlagrahmtupf
• mit Honig und Zitronensaft beträufelte, gebratene Bananenscheiben zu Zitronensorbet
• Pfirsich mit Fior di Latte und karamellisierten Mandelscheiben
Wir wünschen wunderbare Sommerabende und süsse Nächte!
Weitere Ideen für Süsses finden Sie in unseren Artikeln >Maamoul-Gebäck, >Süsse Speisen oder >Orientalisches Konfekt
Corona-Erkenntnisse
Die Wochen zwischen Lockdown, privatem Umzug, Homeoffice, stornierter Einkaufsreise und vorsichtigem Hochfahren eines neuen Alltags waren merkwürdig, anstrengend und gleichzeitig irgendwie friedlich. Wir haben viel erlebt. Unsere Erkenntnisse im Schnelldurchlauf:
• Dinge können sich manchmal ganz schnell ändern.
• Homeoffice ist nicht unser Ding.
• Normalerweise hat man mehr im Vorrat, als man denkt.
• Aldi-Stofftaschen sind ideale Büchertransportbehälter.
• Vogelgezwitscher macht vieles leichter.
• Handys sind wirklich ziemlich praktisch.
• Einen Umzug über mehrere Wochen zu verteilen, vermeidet Stress.
• Vorhanggleiter sind nicht systemrelevant.
• Krisenzeiten wecken nicht nur den Hamster, sondern auch das Gute im Menschen.
• Wir haben den Laden und unsere Kunden vermisst. Sehr.
Newsletter-Archiv
Alle unsere Newsletters können Sie auch später noch im >Newsletter-Archiv nachlesen.
Newsletter kündigen
Sie erhalten diesen Newsletter, weil Sie ihn abonniert haben. Wir verwenden Ihre Adresse ausschliesslich für den Versand und geben Ihre Daten nicht an Dritte weiter. Wenn Sie den Newsletter nicht mehr erhalten möchten, können Sie >hier kündigen.