Fanafillah-Winterbrief 2024
Liebe Leserin, lieber Leser
das ist unser Winterbrief im Dezember 2024. Mit Plänen für die kalten Monate und gesunden Stengeln, mit handgemachten Seifen und Gedanken zum Dasein, mit türkischen Wörtern zum Jahresende, nützlichen Täschchen und Lesetipps für eine goldbraune Zukunft, mit Fundstücken aus dem winterlichen Wwwunderland und dem Rezept für unser absolutes Lieblingsguetzli.
Schon wieder ist ein Jahr vergangen. Wir hoffen, dass es Ihnen nur Gutes bereitgehalten, Gesundheit geschenkt und ein paar Träume verwirklicht hat. Uns brachte 2024 neue Freiheiten und Strukturen durch die Büropensionierung, Sorgen um kranke Familienmitglieder und Freund:innen, erfüllende Stunden im Garten, tiefgründige Gespräche und hochfliegende Pläne, zwei Einkaufsreisen nach dort und den gewohnten Arbeitsalltag hier.
Für Ihr treues Interesse an Fanafillah, Ihre regelmässigen Einkäufe und Besuche danken wir Ihnen von Herzen. Dass Ihnen unser Konzept, die Produkte und unsere Arbeit gefallen, motiviert uns stets aufs Neue.
Zu den Festtagen und fürs kommende Jahr wünschen wir Ihnen glückliche Tage in sorgloser Zufriedenheit.
Christina Ochsner Çanak und Necati Çanak
PS: Unser Laden ist zusätzlich zu den >üblichen Öffnungszeiten morgen Montag, 16. Dezember, und am nächsten Montag, 23. Dezember 2024, von 12.00 bis 18.00 Uhr offen. Herzlich willkommen!
Bescheidene Winterpläne
Altes überdenken. Danke sagen. Weihnachtsguetzli backen. Aufgeschobenes erledigen. Sükûnet finden. Im Garten Rapunzeln pflücken. Löcher stopfen. Unbekannte Sitznachbar:innen anlächeln. Vor dem Kaminfeuer Salep-Milch trinken. Gedichte lesen. Loslassen statt festhalten. Dem neuen Jahr neugierig entgegen gehen.
Gesunde Stengel
Wann hatten Sie das letzte Mal ein Süssholz im Mund? Und haben Sie schon mal Johannisbrot probiert? Die gesunden Stengel stammen beide aus dem Mittelmeerraum und stehen neu und frisch auf unserem Kassentisch.
Süssholz ist die Wurzel Liquiritiae radix des zu den Hülsenfrüchten gehörenden Echten Süssholzes Glycyrrhiza glabra. Es hilft gegen Viren und Bakterien, lindert Entzündungen der oberen Luftwege und des Magens, wirkt schleimlösend und auswurffördernd, unterstützt die entgiftende Funktion der Leber, erhöht den Blutdruck (!) u.v.m. Der heilsame, süssliche Saft löst sich beim Kauen der Wurzel. Verantwortlich für diese (auch gerne in Teemischungen eingesetzte) Süsse ist die Substanz Glycyrrhizin, vom griechischen Wort für «süsse Wurzel». Davon wiederum leitet sich der Name «Lakritze» ab für die schwarze Süssigkeit, die aus dem eingedickten Wurzelsaft hergestellt wird.
Johannisbrot ist die Fruchtschote des Johannisbrotbaums Ceratonia siliqua. Es enthält Vitamine A und B, Eisen, Kalzium, Kalium, Zink, Magnesium und Ballaststoffe, senkt Blutzucker- und Cholesterinspiegel, hilft bei Durchfall und Verdauungsbeschwerden u.v.m. Das angenehm süsse, fett- und kalorienarme «Schoggistengeli» besteht aus klebrig-weichem Fruchtfleisch mit eingelagerten, harten Kernen (auf die man besser nicht beissen sollte). Das pulverisierte Fruchtfleisch wird «Carob» genannt und in Schokoladen als Kakao-Ersatz sowie in allerlei Produkten als Verdickungsmittel eingesetzt.
Handgemachte Seifen
Bereits in dritter Generation führt die diplomierte Heilpraktikerin Azize mit ihrem Vater in einer alten Medrese in Konya ein grosse >Kräuterapotheke für heilkräftige Tees, Salben, Räuchermischungen und Gewürze. Die lehrreichen Gespräche, aber auch die friedliche >Atmosphäre im Innenhof unter Reben und Wacholder mit Kätzchen auf dem Schoss machen den Besuch bei ihr immer wieder zu einem Erlebnis.
Bei unserem letzten Einkauf im Herbst zeigte uns Azize ihre neuen handgemachten Seifen, die sie mit allerlei natürlichen Essenzen und weiteren heilkräftigen Zutaten anreichert. So wirkt die Seife mit weisser Tonerde und Neroli-Öl beruhigend bei gestresster Haut; Sheabutter nährt alle Hauttypen; Wacholder-Teer, Lavendel-Öl und Weihrauch helfen bei Haut- und Haarproblemen; rosa Tonerde und Himalayasalz reinigen reife, Aloe Vera beruhigt empfindliche Haut.
Wir liessen uns gleich einen Grossteil ihrer Produktion einpacken mit dem Versprechen, die noch frischen Seifen bis zu unserem Rückflug in die Schweiz weiterhin trocken und offen zu lagern. So fein wie im Hotelzimmer damals duftet es zurzeit auch im Laden. Schnuppern Sie mal ...
Offenes Gasthaus
Das menschliche Dasein ist wie ein Gasthaus. Jeden Morgen neue Gäste. Freude, Depression und Niedertracht – auch ein kurzer Moment von Achtsamkeit kommt unverhofft zu Besuch. Begrüsse und bewirte sie alle! Selbst wenn es eine Schar von Sorgen ist, die gewaltsam dein Haus seiner Möbel entledigt. Selbst dann behandle alle Gäste ehrenvoll, vielleicht reinigen sie dich ja für neue Wonnen. Dem dunklen Gedanken, der Scham, der Bosheit – begegne ihnen lächelnd an der Tür und lade sie zu dir ein. Sei dankbar für jede und jeden, denn alle sind zu Deiner Orientierung geschickt worden aus einer anderen Welt.
Mevlâna Celaleddin-i Rûmi, «Das Gasthaus»
PS: In unserem Artikel >Drehen in Harmonie mit dem Universum erfahren Sie mehr über den berühmten Denker und Dichter Mevlâna Celaleddin-i Rûmi, den Orden der Drehenden Derwische und das Ritual des Sema, das jedes Jahr zwischen dem 7. und dem 17. Dezember zur Erinnerung an den Tod Rûmis und seine Wiedervereinigung mit dem Schöpfer gefeiert wird. >Video aus Konya vom 7. Dezember 2024
Türkische Jahresendwörter
Die folgenden Wörter stammen grösstenteils aus dem Persischen oder Arabischen und werden leider in der türkischen Alltagssprache nurmehr selten genutzt. Nichtsdestotrotz sollten sie und vor allem ihre Bedeutung in unserer hektischen Zeit nicht vergessen werden.
«müteferriç»: Person, die ihre Sorgen durch einen Spaziergang vergehen lässt und zur Ruhe kommt.
«sükûnet»: Ruhe, Stille, Frieden, Zustand innerer und äusserer Gelassenheit
«hemdem»: Lieblingsmensch, beste:r Freund:in. Mensch, mit dem man denselben Atem teilt.
«muhabbet»: Liebe, Zuneigung, gemeinschaftliches Gespräch in freundschaftlicher Runde
«müteşekkir»: Person, die zutiefst dankbar und zufrieden ist.
PS: Weitere schöne Wörter finden Sie, allerdings nur mit türkischer Erklärung, auf Instagram unter @lugat365
Nützliche Täschchen
Sammelt sich in ihren Hand- und Hosentaschen auch Krimskrams aller Art? Wo wohnen Ihre Hustenzeltli? Wo bringen Sie Ihre Kreditkarten und Ihr Kleingeld unter? Braucht Ihr Handy ein neues Zuhause? Oder möchten Sie Ihre Schlüssel besser verstauen? Dann schauen Sie sich doch bei unseren Täschchen um.
Es gibt sie in allen möglichen Grössen, aus handgewebtem, streichelweichem usbekischem Seidensamt, aus glitzerigen türkischen Webstoffen, aus Filz oder aus zentralasiatisch bestickter Baumwolle, mit Reissverschluss, mit und ohne Tragebändel. Und wenn Sie nichts Passendes für sich selbst entdecken, dann vielleicht etwas für Ihre Enkelin, den Neffen, die Freundin oder sonst einen Lieblingsmenschen.
Goldbraune Zukunft
Wenn man gar keine Ahnung hat, was die Zukunft bereit halten könnte – oder besser: was man sich von ihr erhofft – lohnt sich vielleicht ein Blick in die Kaffeetasse:
Kochen Sie sich einen türkischen Mokka und geniessen Sie ihn an einem schönen Ort. Erinnern Sie sich an die vergangenen Monate. Stimmen Sie sich ein auf Neues. Dann legen Sie den Unterteller auf die Kaffeetasse und drehen das Ganze um. Warten Sie etwa zehn Minuten, so kann der Kaffeesatz auf der Innenseite der Tasse herunterlaufen. Drehen Sie anschliessend die Tasse um und versuchen Sie, in den braunen Flecken und Linien etwas zu erkennen.
Vielleicht spüren Sie beim Interpretieren des Fliessmusters, wovon Sie eigentlich träumen. Dann setzen Sie im neuen Jahr doch alles daran, sich diese Träume zu erfüllen. Viel Erfolg!
Wie man türkischen Kaffee zubereitet, lesen Sie in unserem Artikel >Gastfreundschaft in Dunkelbraun.
Übrigens: Auch das Abbrennen von Räucherwerk in den Rauchnächten zwischen Weihnachten und Dreikönig kann helfen, sich das vergangene Jahr noch einmal zu vergegenwärtigen und sich fürs Neue vorzubereiten. Eine passende Räuchermischung steht bei uns im Laden bereit. Mehr dazu finden Sie in unserem Artikel >Rauchnächte: Besinnung zwischen den Jahren
Zauberhaftes Winterwwwunderland
Weihnachtsideen
>Geschenke nachhaltig verpacken Um Geschenke hübsch zu verhüllen, braucht es nicht immer neues Extrapapier. Sie können auch alte Seiten aus Magazinen, Kalendern oder Notenheften verwenden. Oder Zeitungspapier mit buntem Band und Tannenzweig. Oder ein Küchen-, Dusch-, Hand- oder Halstuch, das Sie gleich mit verschenken (passende Textilien dafür finden Sie z.B. bei Fanafillah). Gegen Festtagsmüll.
>Herzensbotschaft in Kerzen verstecken Verbergen Sie eine persönliche Nachricht in einem Teelicht: Kerze aus dem Kerzenbecher ziehen, Nachricht auf Papierkreis schreiben, Papier in der Mitte lochen, mit Docht an der Kerze befestigen und alles wieder in den Kerzenbecher geben. Wenn das Wachs vollständig geschmolzen ist, kann man die Botschaft auf dem Grund sehen. Magisch!
>Weihnachtstischdecke besticken Seit 30 Jahren wird in der Familie von Catie Nienaber zu Weihnachten dasselbe Tischtuch auf den Tisch gelegt. Die zum Essen Eingeladenen verewigen sich am Ende des Festes mit Name und Jahrzahl auf dem Tuch. Anschliessend stickt Catie die Namen mit Stickgarn nach – jedes Jahr in einer anderen Farbe. So wird ein Tischtuch zu einer Art Weihnachtstagebuch für alle, voller Erinnerungen. Ein wunderschöne Idee!
>Papiersterne falten Wie man aus alten (oder auch neuen) Katalogen filigrane Papiersterne bastelt, zeigt dieses Video. Wäre vor den Festtagen grad noch zu schaffen – auch mit Kindern. Auch hübsch: >Papiervögel gestalten. Viel Vergnügen!
Festtagsmusik
>First Noel Altbekannte Weihnachtsmusik, neu, liebevoll und virtuos interpretiert vom libanesisch-französischen Trompeter Ibrahim Maalouf in einem 75-minütigen Album. Fehlen nur noch Schnee, Kaminfeuer und Guetzli ...
Marktbesuche
>Weihnachtsrummel in Istanbul Ein aktueller Rundgang von Mitte Dezember 2024 durch das Istanbuler Quartier Kadıköy im Festtagsschmuck, gefilmt und in einer 15-minütigen Reportage aufbereitet für den YouTube-Kanal Turkey Walking Explore.
>Weihnachtsmärkte in Zürich Ebenso aktuell ein Bericht über den Rummel hierzulande, am 2.12.2024 festgehalten in einem 20-minütigen Video von einem türkischen YouTuber für seinen Kanal Sonuçtabirgünölcez.
Hintergrund
>www.fanafillah.ch Auf unserer Website und ihren fast hundert Unterseiten erzählen wir Ihnen Wissenswertes über uns und unsere Waren, ihre Herkunft und Verwendung. Daneben gibts Rezepte, thematisch geordnete Linklisten und diverse Fotogalerien. Unseren Instagram-Account betreiben wir unter @fanafillah_zurich. Besuchen Sie uns doch mal. Wir stellen regelmässig einzelne Produkte vor und gewähren Einblick in unseren privaten Orient.
Traditionsreiche Spitzbuben
Das sind unsere Lieblingsguetzli. Von der Oma aus dem zerbombten Schwabenländle gerettet, von ihr und der Mutter über Jahrzehnte gebacken und seit rund 40 Jahren wichtigster Bestandteil der eigenen Weihnachtsguetzliproduktion: Spitzbuben aus Mandelteig mit Konfitürenfüllung ohne «Guckloch». Es sind nicht nur unsere Lieblingsguetzli, sondern die der ganzen schweizerisch-türkischen Familie, der alten und der neuen Nachbarschaft, der ehemaligen Bürokolleg:innen und überhaupt jedem, der die Dinger je probiert hat.
Als Füllung der hauchdünnen Rondellen benutzte die Oma Hägenmark (Hagebuttengelee), die Mutter Johanisbeergelee und wir eine selbstgemachte Konfitüre aus >Kornelkirschen (500 g Zucker auf 1 kg Früchte), die wir jeweils extra zu diesem Zweck unter den Bäumen und Sträuchern in unserem alten und neuen Wohnquartier sammeln. Kornelkirschen passen mit ihrem sauer-herben Wildfruchtaroma ausgezeichnet zum Gebäck und bringen auch etwas türkische Kulturgeschichte mit: Die im Türkischen «kızılcık», also «kleine Rote» genannte Frucht wurde früher nicht nur für Konfitüre und erfrischende Säfte genutzt, sondern auch zum Färben der osmanischen Feze. Aus dem widerstandsfähigen Holz entstanden Speere, Lanzen und Wanderstöcke. Und im Unterschied zu hier sind Kornellkirschen in der spätsommerlichen Türkei nach wie vor auf Märkten zu finden.
Aus der Teigmenge gibt es rund 150 Rondellen mit 4 cm Durchmesser und 3 mm Dicke, gebacken auf 3 Blechen. Daraus lassen sich etwa 75 Spitzbuben zusammensetzen.
Zutaten
• 250 g kalte Butter in kleinen Stücken
• 150 g Zucker
• 360 g Mehl
• 125 g geriebene Mandeln
• Vanillezucker nach Belieben
• Kornellkirschenkonfitüre, Preiselbeer- oder Johannisbeergelee zum Füllen
• Puderzucker zum Bestreuen
Zubereitung
Alle Zutaten auf die Arbeitsfläche geben und mit den Fingerspitzen zu einem gleichmässig bröseligen «Streusel»-Teig zerreiben, bis sich die Masse ballen lässt. Dann den enstehenden Teig zu handgrossen Kugeln zusammendrücken und etwas kneten, so dass sie gut zusammenhalten. Es sieht trotzdem alles meist recht bröckelig aus, verhält sich aber spätestens beim Auswallen ziemlich kooperativ.
Teigballen nach und nach einzeln auf etwas Mehl unter Backpapier mit Hilfe von Teighölzern auf 3 mm auswallen. Dann vorsichtig Rondellen mit 4 cm Durchmesser ausstechen und auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen. Im vorgeheizten Ofen bei ca. 170-180 Grad auf mittlerer Schiene ca. 10 Minuten leicht hellbraun backen.
Ausgekühlt mit saurer Konfitüre bestreichen, zusammensetzen und mit Puderzucker bestreuen.
Tipp: Die Guetzli noch ohne Konfitüre in einer Blechdose aufbewahren und erst vor dem Essen zusammensetzen und pudern. So bleiben sie länger frisch und knusprig.
En Guete, afiyet olsun und frohe Feiertage!
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