Einkaufsreise Herbst 2020

Christina und Necati mit Masken im Flugzeug

Die Reise im Herbst 2020 war für uns wirklich, wirklich wichtig. Im Corona-Frühling hatten wir nicht reisen können, unsere Ladenregale waren so leer wie nie und wir vermissten Familie und Freunde nach einem unruhigen Jahr schmerzlich. So zogen wir los mit einer grossen Geschenketasche, langen Einkaufslisten, vielen Masken und einer gehörigen Portion Respekt vor all den virusbedingten Schwierigkeiten, die uns vielleicht erwarteten.

 

Schwägerin Rüveyde und Bruder Ibrahim boten uns in Konya einmal mehr für eine Woche Bett und Brot – und natürlich wunderbares Essen und Tee sowie einen sicheren Hafen in coronazerzausten Zeiten. Private Treffen gabs dieses Mal nicht viele, dafür umso mehr Telefonate – mit Nichten und Neffen, Schwestern und Freunden. Die Unterhaltung drehte sich vorwiegend um das tückische Virus und die Auswirkungen auf den Alltag hier und dort: Online-Schule, Ausgehverbote, Maskenpflicht, Existenzängste. Gottseidank hörten wir nur von wenigen Krankheitsfällen in der Verwandschaft.

Unsere Einkaufstouren absolvierten wir so konzentriert, effizient und rasch als möglich – und fühlten uns dabei ähnlich wie im Zürcher Frühlings-Lockdown. Und ähnlich wie zu Hause gewöhnten wir uns nach ein paar Tagen an die veränderten Umstände und das ständige Maskentragen bei 30 bis 35 Grad. Bei unseren Pantoffelmachern holten wir die bestellten >Babouches ab, im Basar besorgten wir >Olivenölseife, alkoholfreie Parfüms, >Miswak und andere Kleinigkeiten. Bei der Kräuterhändlerin Azize und ihrem Vater Yâsef fanden wir neben den dringend benötigten >Räucherharzen und -pflanzen auch ein friedliches Plätzchen im verwunschenen Garten und bekamen wunderbar duftenden Tee zur Stärkung des Immunsystems.

In Istanbul wohnten wir wie immer im Hotel Fehmi Bey und waren froh, von dort aus jeweils zu Fuss zu den Basaren gelangen zu können. So liessen sich grössere Menschenmengen in Tram oder Bus vermeiden. Unsere Einkaufslisten waren lang, ein ganzes Jahr war seit der letzten Türkeireise vergangen. Nach einer harten Woche hatten wir aus Dutzenden von Geschäften 550 kg Waren zusammengesucht und an unseren bewährten Pack-Platz geschleppt oder transportieren lassen: Keramik und pestemal, Gewürze und Geschenkartikel, Kupferwaren und Kaffee, Teegläser und Kissenhüllen und vieles andere mehr (>Neue Waren).

Die sonst so lebendige Stadt und ihre Menschen erlebten wir melancholisch und erschöpft. Unsere Händlerfreunde bemühten sich zwar um Frohsinn und Neckerei, aber man merkte ihnen die Sorgen an über die ausbleibenden Touristen, den Erwerbsausfall im Lockdown und die ungewisse Zukunft. Huriye und Neslihan, «unsere» Studentinnen, erzählten von ihren Schwierigkeiten beim Online-Studium. Und das obligate Nachtessen bei der befreundeten Familie Ipek mussten wir in letzter Minute absagen, weil die Bürokollegin von Mehtap positiv auf Corona getestet worden war.

Es war eine Reise, die wir wohl nicht so schnell vergessen werden. Sie hat uns gezeigt, wie wichtig uns Familie und Freunde sind, wie sehr wir uns aufeinander verlassen können und wie sehr wir Istanbul lieben. Wir werden wiederkommen. Inșallah wird alles gut.